25/02/2016 - 13/03/2016 at Jan Arnold Gallery, MQ - Q21 - Electric Avenue, Museumsplatz 1, 1070 Wien


Heimat, fremde Heimat


we provide the screaming hordes!
you provide the monster!


Heimat, fremde Heimat
exhibition view: Andreas Nader



Heimat, fremde Heimat
„Heimat, fremde Heimat“ I/IX
2015, Assemblage
24,5 x 28,7 x 4cm
courtesy of a private collection
Heimat, fremde Heimat
„Heimat, fremde Heimat“ II/IX
2015, Assemblage
22,5 x 28,5 x 5,3cm
courtesy of a private collection
Heimat, fremde Heimat
„Heimat, fremde Heimat“ III/IX
2015, Assemblage
13,5 x 17,5 x 3,5cm
courtesy of a private collection
Heimat, fremde Heimat
„Heimat, fremde Heimat“ IV/IX
2015, Assemblage
15,5 x 18,2 x 4cm
courtesy of a private collection
Heimat, fremde Heimat
„Heimat, fremde Heimat“ V/IX
2015, Assemblage
23 x 29 x 5cm
courtesy of a private collection
Heimat, fremde Heimat
„Heimat, fremde Heimat“ VI/IX
2016, Assemblage
46 x 52,5 x 6,5cm
Heimat, fremde Heimat
„Heimat, fremde Heimat“ VII/IX
2016, Assemblage
32,5 x 41 x 6cm
Heimat, fremde Heimat
„Heimat, fremde Heimat“ VIII/IX
2016, Assemblage
23 x 29 x 5cm
courtesy of a private collection
Heimat, fremde Heimat
„Heimat, fremde Heimat“ IX/IX
2016, Assemblage
19,8 x 24,2 x 4,9cm

„Heimat, fremde Heimat“ - We provide the screaming hordes! You provide the monster! Assemblage: Klare Rahmen umspannen die Werke. Die Bildsprache ist deutlich. Die Figuren wurden präzise gesetzt. Es scheint als wäre hier kein Platz für Interpretationen. Die Objektrahmen sind Originale der Marke „floralp tyrol“. Die Herstellung erfolgte in den sechziger Jahren anfänglich in Heimarbeit am häuslichen Küchentisch. Ein Zufall besorgte es, dass Herr Schwarz in den Besitz eines solchen Rahmens kam. Viele Jahre vergingen bis ein ebensolcher Zufall ihm eine Figurenreihe us-amerikanischer Produktion in die Hände spielte. Horrified B-Movie Victims, so der Titel unter welchem die neun Figuren zum Verkauf angeboten wurden. Der Untertitel: we provide the screaming hordes! You provide the monster! Wie schon der Rahmen wurden auch die Figuren Teil Schwarz’schen Sammeltriebs. Das Suchen und Finden sind wesentlich in der Arbeit von Stephan Schwarz. Mit dem Suchen und Finden von Objekten bzw. Weltausschnitten für die Photographie begann ein künstlerischer Prozess der sich immer weiter entwickelte. Hinzu kommt ein gewollter Zufall, man könnte es auch einen kalkulierten Zufall nennen, welcher zum Arbeitsprinzip wurde (in einer früheren Arbeitsreihe beispielsweise beschäftigte er sich mit dem „Fotografieren über Mauern“; der Fokus wurde ins Unbekannte bzw. Unsichtbare gerichtet; erst bei der Ausarbeitung des Films offenbarte sich dieses „Unvorhersehbare“;). Dieser Zufall, dessen Kalkül sich im Sammeln von „sehenden-suchens“ gefundener Objekte darstellt, sorgte für die Begegnung von Rahmen und Figuren und leitete damit jenen Prozess ein aus welchem die neueste Arbeit „Heimat, fremde Heimat“ erst entstehen konnte. Stephan Schwarz befindet sich stets auf der Suche. Unterbrochen wird dieses nicht dringend zielgerichtete Suchen durch das Finden. Das Finden wiederum wird vordergründig von zwei Aspekten beeinflusst: Ästhetik und Emotion. Diese Filter der Wertebestimmung sind durch die Biographie bestimmt und stark Lebensumwelt abhängig. Vielleicht findet sich hierin auch der Bezug der Arbeit zum Thema Heimat. „Ich kann nur über etwas sprechen, das ich kenne. Das finde ich nur fair dem Thema gegenüber.“ Das Plötzliche, das Spontane, der Zufall. Schwarz spricht über Kräfte welche sich aus dem Moment entwickeln, welche Bewegung entstehen lassen können und Energien freisetzen. Diese Energien versucht er mittels seiner Werke weiterzugeben, zu teilen. Er geht jedoch nicht so weit die Richtung der freigesetzten Bewegung bestimmen zu wollen. Es obliegt der Freiheit des Betrachtenden die ausgelösten Emotionen in Sprache zu übersetzen. Die Divergenz zwischen idyllischem Heimatmotiv und von Schrecken erstarrten Figuren wird zum Auslöser assoziativer Gedanken deren Vielfalt unbestimmt bleibt. Von sehr persönlichen, biographischen Perspektiven bis hin zu durch flächendeckende mediale Berichterstattung gleichgeschalteten Meinungen und Erwartungen an reale Wirklichkeit und darüber hinaus sind die Möglichkeiten unbegrenzt. Der Funke des Lebendigen muss überspringen und zur Zündung führen. Dies gilt nicht nur für Stephan Schwarz während des Prozesses, sondern auch für die BetrachterInnen seiner Werke. Jenseits von Konzepten und vorgefertigten Interpretationen bleibt Freiheit. Wäre dem nicht so, wäre der Mensch tatsächlich bereits überflüssig geworden. Stephan Schwarz hat in Heimat, fremde Heimat in neun Assemblagen neun Horrified B-Movie Victims in Szene gesetzt und erteilt einen Arbeitsauftrag an deren BetrachterInnen: You provide the monster!

TEXT: Christian Reiner